Die Dicke - spielt Medea
Eine tragische Lebensgeschichte in Plastiktüten für Erwachsene.
Von ihrem Trolley begleitet streift eine Frau durch die Straßen. Man nennt sie die Dicke. Alleine kommt sie jeden Abend irgendwo an und lässt sich nieder. Sie spricht nicht. Aus ihren zahlreichen Plastiktüten zieht sie Bruchstücke ihrer Lebensgeschichte. Ein abgetragener Schuh, ein alter Mantel, eine verschmutzte Puppe. Mit diesen Habseligkeiten erzählt sie die tragischste Geschichte einer Frau. Die Dicke, eine moderne Medea.
Mit ihrer Bachelorinszenierung Die Dicke - spielt Medea war Julia Raab bereits auf internationalen Theaterfestivals zu sehen, in Deutschland u. a. in München, Stuttgart, Frankfurt, Dresden, im Ausland in Bangkok (Thailand), Algier und Tlemcen (Algerien), Teheran (Iran), Feldkirch (Österreich). Die Inszenierung wurde 2014 von den Jurys des 13. Internationalen Festivals für studentisches Puppentheater Tehran, der UNIMA Iran und des Harmony World Puppet Carnivals Bangkok ausgezeichnet.
Julia Raab war ein KKT-Gastspiel, das im Rahmen das am 10.05.2015 im Rahmen des Sommerblut Kulturfestivals gezeigt wurde.
Die Stadt Köln (Ehrenfeld) hat das KKT-Gastspiel gefördert.
Alterseignung: ab 16 Jahre
Ensemble: Julia Raab (Halle/Saale)
05.06.2013 Ein vielversprechendes Talent Adrienne Braun, Stuttgarter Zeitung
"Julia Raab ist in jedem Fall ein vielversprechendes Talent. In ihrem Solo bilanziert sie ohne Text eine traurige Lebensgeschichte, die ahnen lässt, dass auch diese gescheiterte, tragikomische Frau, die jenseits der Gesellschaft lebt, Sehnsüchte und Träume hat. [...] Dabei ist diese kleine, feine Inszenierung subtil, melancholisch und bitter, ist hier selbstironisch, dort scharf gesellschaftskritisch."
01.02.2013 Berührendes Portrait einer gesellschaftlichen Randfigur Double – Magazin für Puppen-, Figuren- und Objekttheater, Ausgabe 2/2013, S. 43
Verlottert, einen mit diversen Discounterplastiktüten schwer bepackten Einkaufstrolley schiebend, schlurft die Dicke aus dem Dunkeln nach vorn ins Bühnenlicht. Als das Publikum (gar nicht heimlich) über die skurrile Verliererin zu lachen beginnt, winkt die Dicke energisch ab. Mag sie auch schmutzig und heruntergekommen sein, ist sie doch eine Persönlichkeit mit Träumen und Sehnsüchten, Ecken, Kanten und Macken. Mit teils winzigen, dafür aber um so wirkungsvolleren Gesten bringt Julia Raab in ihrer Abschlussinszenierung am Stuttgarter Studiengang den zart fühlenden und verletzlichen Menschen hinter der Aussteigerfassade zum Vorschein und zeichnet das berührende Portrait einer gesellschaftlichen Randfigur.
(Yvonne Dicketmüller und Anke Meyer, "Animierte Stadt oder Doppelt hält besser" in Double – Magazin für Puppen-, Figuren- und Objekttheater, Ausgabe 2/2013, S. 43)